Mittwoch, 4. Dezember 2013

5. Dezember Fest

Griaß di, Servus und MoinMoin
in der Adventszeit ist im Allgäu ja immer mords-mäßig was los. Von einem, hach so idyllischen Weihnachtsmarkt zum nächsten, dann natürlich das ganze Gebastel und die vielen Weihnachtsfeiern, dann hab ich noch Geburtstag und kurz vorher findet DAS Highlight der Adventszeit statt:
Sonthofener Kloas (Klaus)


Der heilige Nikolaus kommt


Bei uns im Allgäu (obwohl katholisch) war der brave heilige St Nikolaus noch nie so der Brüller. Der kommt praktisch auch gar nicht so richtig zur Geltung. (Als Kind dachte ich immer, der Nikolaus in seinem roten Bischofsmantel wäre eine Erfindung der Norddeutschen.).
Bei uns kommt der

Kloas ...

...also, Knecht Rupprecht & Kollegen

In meiner Kindheit kam  nur der Knecht Rupprecht. Manchmal waren es auch drei Knechte, die alle Rupprecht hießen. Die tobten dermaßen im Wohnzimmer, daß Muttern den Glasschrank vor dem Umsturz schützen mußte. Wir Kinder saßen meist hinterm Sofa, da waren wir vor der sausenden Rute geschützt.  … Irgendwie haben wir im Laufe des Spektakels das erlernte Gedicht am Schluß noch hingestottert, und es gab ein Geschenk. Für die Eltern gabs zum Abschied auch noch nen gehörigen Schlag mit der Rute. Das war dann wieder ganz gerecht, fand ich.


Klausenjagen


Als wir Erwachsene waren – so mit 10 Jahren – gingen wir dann am 5. Dezember abends zum “Klausen-Jagen”. Das war aufregend, schmutzig und tat ziemlich weh. Und wir waren mutig: Erst “trätzen” und dann quer übern Friedhof und die Gärten abhauen. Wurde man erwischt, mußte man das Vaterunser aufsagen, und bei jedem Versprecher gabs nen Hieb.

Da in der Nacht aber auch immer mehr Schlägertupps mit Eisenstangen und Stacheldrahtruten unterwegs waren, wurde kurzzeitig das Brauchtum verboten. Daraufhin entstanden Klausenvereine, die das Brauchtum pflegen und strenge Regeln über die Beschaffenheit der Rute und wen man wohin schlagen darf haben.

Klausentreiben

Klausentreiben -ein rustikaler Brauch


Im südlichen Oberallgäu wird das Klausentreiben heute organisiert. Es ist immer noch schmerzhaft, aber mit richtig Stimmung und einer wunderbaren Athmosphäre. Die Klausenvereine bieten ein Spektakel der Extraklasse. Besonders gefährdet für Hiebe sind junge Frauen, die neckisch angezogen sind und junge Burschen, die zu frech werden. Das ganze Dorf ist auf den Beinen und auch für "Zua g´Rroiste" ist die Veranstaltung ein Erlebnis. Man mag es kaum glauben, und wenn es dann noch schneit ...

Geht hin und erlebt es!


Gespannte Ruhe,  ….dann …. entfernt das dumpfe Klingen der umgehängten Glocken. Erst noch unregelmäßig, ….. dann im Laufschritt, …  immer schneller,  …. immer näher. …. Viele, sehr viele … Und dann sind sie da … groß  … mächtig … haarig und mit Hörnern. Und sie schlagen mit ihren Weidenruten zu.

Beine in engen sexy Jeans sind bevorzugt. Autsch, da bleiben Striemen übrig … Ach ja, und wenn die Ruten abgeschlagen sind, stehen Helfer bereit, die neue Ruten austeilen   Zu kleinen Kindern und zu Omas sind sie übrigends sehr nett. Und dann gibt es ja auch noch die Glühweinbuden. Da stehen die Besucher so dicht, daß die bärtigen Jungs nicht ausholen können.

Also wenn Ihr Zeit habt, dann fahrt am 5. Dezember abends z. B. nach Sonthofen. Ein rustikaler Brauch, etwas derb und nichts für zarte Kinderseelen. Ein Brauch, der bestimmt keine Verbreitung als “Fünftes-Dezember-Fest” finden wird.

Etwas traurig stimmt, daß der Spektakel jedes Jahr ein kleines Stück kommerzieller wird, und die Strasse, wo die Jungs auf und ab laufen kürzer. Klausenjagen wird mehr zum Schaulaufen ....



PS: Details zum Brauchtum gibt es hier >>>  und noch ganz viel Bilder vom Klausentreiben 2014 hier >>>>



1 Kommentar :

Dankeschön für Deinen Kommentar. Ich freu mich sehr, ist eine nette Nachricht doch das Topping der Bloggerei. Sozusagen die Kirsche auf dem Sahnedessert. Ich versuch so schnell wie möglich zu antworten.
Herzliche Grüße
Ulli