Mittwoch, 27. August 2014

Wir Mädels wollen anderst segeln


Es ist mir ein Rätsel: Mädels reparieren Fahrräder, gehen in die Politik, beherrschen sogar Mathematik, behalten den Überblick und das Gleichgewicht, wenn wieder  mal alles zwischen den Stühlen sitzt.

Kurzum: Mädels, Frauen, Damen  und Ladies - der Einfachheit halber nennen wir alle Mädels - sind durchaus in der Lage komplexe und sportliche Aufgaben zu lösen. Ehrlich, es ist so! ;-)

Aber warum gibt es sooooo viel mehr Männer als Frauen die der Faszination Segeln erliegen?



Warum segeln so wenig Frauen?

1.Blitzartig fällt mir der Faktor "Zeit" ein. 

Frauen haben nie Zeit. Zumindest nicht mit Kinder, Mann und Beruf. Ok, das ist ein Argument. Segeln benötigt Zeit. Gegenfrage: Haben Männer mehr Zeit? - Na, lassen wir das. Es ist verständlich, dass mit wenig Zeit nicht auch noch "Segeln lernen" in den Terminplan passt. Ein Vorteil, wer schon als Kind segeln lernen konnte. Der kann als gestresste Mutter oder Businessfrau einfach mal auf dem Boot abschalten, Ruhe tanken und in die Langsamkeit versinken. Wellness pur. Für Wohlfühlen, Auszeit und Wellness nehmen wir Mädels uns gern Zeit. Oder?  .... Zeit ist doch kein Argument

2. Segeln ist Technik

Wir Mädels neigen ja dazu Segeln mit Technik und Physik zu verbinden und damit ist´s Männersach. Aber das ist Quatsch. Augen zu, den Wind spüren, den Druck im Segel, hören wie es gurgelt und rauscht. Segel öffnen und spüren, wie das Boot langsamer wird. Der Wind auf der Haut stellt Häärchen auf und schon gurgelt es wieder unterm Boot, es beschleunigt .... Das bisschen Technik zum lernen ist ein Klacks im Verhältnis zu dem, was Frauen sonst so wuppen. Also auch kein Argument. Denn Segeln ist Gefühl und Schärfung der Wahrnehmung!

Frauen-Power - und auch unterhaltsam, weil wir Mädels haben immer was zum ratschen

3. Segeln heißt Entscheidungen treffen

Autsch, das ist der wunde Punkt. Da sind wir Frauen meist noch nicht soweit. Das Entscheiden ist so schwer. Wir kennen es ja im Schuhladen. Nehm ich das hübsche Paar, oder doch das Praktische oder schau ich lieber noch weiter? Oder beim Beruf, da rennen die Männer gerne an uns vorbei, weil wir halt erst alles überlegen, abwägen, nachschlagen, nachdenken und dann entscheiden. Beim Segeln müssen die Entscheidungen unter Umständen fix kommen. Allerdings ist die Anzahl der lebensbedrohlichen Entscheidungen doch verschwindend gering. Und auf den Bauch gehört, ist meist richtig. Wer also nicht gerade hardcore Hochseeregatten segeln will, kann sich nicht mit fehlender Entscheidungsfreude herausreden.

Es muß nicht gleich dort oben sein ...

4. Segeln kostet Geld


Ja, aber der Latte Macchiato auch. Und das vierzehnte T-Shirt, und der dreiundzwanzigste Nagellack und noch ein Paar Schuhe in hellschwarz passend zu den vielen Blazern, Hosen und sonstigen Krams, den wir alle - mal ehrlich - nicht wirklich brauchen, auch.
Erst mal ein Segelschein machen, dann rein in einen der Segelclubs mit Clubschiffen - und schon geht das Vergnügen los. Das ist nicht so teuer. Mitglied im Verein sein heißt aber auch, sich einbringen.Und wer sich einbringt lernt schnell andere Segler kennen, wo sich dann schnell Mitsegelgelegenheiten anbieten. Und dann kommt vielleicht irgendwann der Traum vom eigenen Boot ...

... weil, wir Mädels wollen ja gerne was Eigenes ...

... und der der Gebrauchtbootmarkt war noch nie so groß wie zur Zeit. Soviele nicht mehr so flotte Rentner schmeißen Massen an Booten auf den Markt. Tiefpreis-Garantie ... Winterschlußverkauf ... Schnäppchentime ....  


Schnell mal zum Ruhe tanken auf den See ...

Ja aber warum segeln jetzt so wenig Frauen?

 

Ich glaube, weil wir anders segeln wollen als Männner, bzw. als das was wir als "segeln" verstehen. Also die meisten von uns. Und weil wir das nicht so richtig artikulieren, machen wir "nur" mit oder lassen das Segeln ganz bleiben. Die Gründe 1 - 4 bieten sich an.



Dabei ist Segeln als Frauensport prädistiniert ....

Wir Mädels wollen nur anders segeln!

  • Mit mehr Flexibilität
  • Mit mehr Kommunnikation und mehr Teamarbeit
  • Wir wollen es gemütlicher 
  • Ohne Wettkampf mit jedem Paddelboot, daß sein Taschentuch als Segel hißt. 
  • Warme Füße sind Grundvoraussetzung. 
  • Es muß Zeit und die Möglichkeit bestehen, rechtzeitig auf dem Pipi-Eimer zu kommen, ohne daß alle dabei zusehen. Auch das Ausleeren des Eimers bitte ohne Zuschauer!
  • Wir wollen was essen, wenn wir Hunger haben und bei Sauwetter ist warmer Tee angebracht. 
  • Überhaupt sollte sowas wie Tischkultur möglich sein. Den Hering aus seiner Blechbüchse mit dem alten Brot zu schaufeln geht schon, muß aber nicht. 
  • Und wenn wir schon bei Kultur sind, Wohnkultur gehört auch an Bord dazu. Aus dem Jugendherbergsalter sind wir nun mal draußen. 
  • Wenn genug, dann genug. Segel verkleinern und Geschwindigkeit und Schräglage rausnehmen. Weil freiwillige Kasteiung ist nicht unsere Sache. 
  • Und bei längeren Segelreisen, muß der Wanderausflug oder Kulturritt schon drin sein.  
Und Jungs .... nehmt uns nicht immer gleich alles aus der Hand! Und wisst nicht immer alles besser!  Natürlich könnten wir ein Zehntel Knoten schneller segeln, natürlich könnten wir die Schot noch drei Zentimeter dichter holen, natürlich könnten wir uns sportlicher raus hängen .... Wir wollen aber nicht!!!
                    Punkt !

Ich will Euch begeistern!

Euch zeigen, daß Segeln nicht nur der Sport von harten Jungs ist.
 ... Daß das Spiel mit dem Wind und den Wellen Spaß machen kann.
 ... Daß wir den Kapitän toll finden, und dabei die Kapitänin sind.
 ... Daß Segeln mit ganz viel Gefühl verbunden ist, und genau das haben wir Frauen doch auch ganz viel!

Segeln mit Blumen - die HOC

Segeln mit Herz

Segeln ist Faszination!

darum: Vergeßt Pipi, Hunger, Kalt ........

... dies ist alles nur eine Frage des Ölzeugs, des Pipi-Eimers und der Organisation.

Stürzt Euch mit mir hinein in den vielseitigen Segelspaß ...

Ich mag Euch, mit diesem Blog, ein wenig die Leidenschaft vermitteln, die das Leben an Bord oder das Sein auf einem Segelboot auslöst.

Kommt mit .... die Fortsetzung folgt ...

Und wenn Ihr wissen wollt, was andere so am Mittwoch mögen  ... bei Frollein Pfau


11 Kommentare :

  1. Ach Ulli, wie Recht Du hast! Ich bin begeistert - ehrlich, ich liebe Segeln. Es gibt nix besseres, als die Segel setzen und die Stille und Weite genießen. Ich freu mich schon soooo sehr auf den nächsten Törn, der zugegeben mit kleinem Kind eine neue Herausforderung wird. Aber insgesamt stimme ich Dir zu: wir segeln anders und brauchen keine Selbstkasteiung!
    Vielen Dank für diesen schönen Post!
    Herzliche Grüße,

    Anne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Anne,
      Du bekommst das auch mit Deinem kleinen Wonnezwerg gewuppt. Begeisterung reicht ja oft, und schon sind eventuelle Probleme ganz klein. :-) In Holland habe ich soviele Familien mit kleinen Kindern gesehen. Ziemlich relaxed alle, auch die Mutter. Ich war ganz baff mit welcher Selbstverständlichkeit dort mit Wasser, Boot und Kind umgegangen wird. Herrlich. Allgäuer Kinder kommen ja eher mit Ski auf die Welt. :-) Ist aber auch in Ordnung. :-).
      Würde mich echt freuen, wenn Du über Deinen ersten Segeltörn mit kleinem Lieblingsmatrosen berichten würdest. HAst Du lust? Als Gast bei mir?

      Ganz tolle liebe Grüße
      Ulli

      Löschen
  2. Hmm also ICH würde SOFORT segeln gehen!
    Das steht auch ganz groß auf unserer Liste (Herr Selbermacher hat einen Segelschein... von früher)
    Aber erst mal müss jetzt noch ein bisschen der Bus genutzt werden *grins*
    Susanne

    AntwortenLöschen
  3. HAch der Segelschein ist eh nur eine Lizenz für Versicherungen. Darum ist es ja egal, wie alt der Lappen ist. :-) Ich drück Dir die Daumen, daß Dir der Schein zum Segelabenteuer verhilft. Wenn auch Reisen mit dem Bus auch ziemlich cool ist :-))
    Liebe Gruße Ulli

    AntwortenLöschen
  4. Na da schau her: Der ReiseFreak hat einen neuen Gastbeitrag. Oder: Smutje Rosa hat eine weitere Plattform. Glückwunsch!

    AntwortenLöschen
  5. Sehr schöner Post. Danke dafür.
    Ich "rutsche" grade ins Segeln rein. Mein Freund segelt seit seiner Kindheit und jetzt, da wir wieder an der Ostsee wohnen, hat er sich auch sein eigenes H-Boot gekauft. Da bleibt mir ja nichts anderes übrig, als es auch zu lernen. Aber ich freu mich drauf.
    Deine Punkte, wie wir Mädels segeln wollen werde ich ihm gleich mal vorlesen... gerade der Punkt mit der Selbstkasteiung ist mir persönlich sehr wichtig. Ich brauche keinen ständigen Wettkampf und nicht immer das Optimum. Mal langsam und gemütlich ist auch schön. Nicht nur, aber halt mal. Und gerade jetzt am Anfang um mit der ganzen Materie warm zu werden.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. .... oh wie schön, eine "neue" Seglerin. Ich bin mir sicher, es wird Dir Spaß machen. Und das wichtigste: Dein PArtner muß verstehen, daß es schon etwas schwerer ist, Segeln als Erwachsener zu lernen, als wenn man es als Kind spielerisch lernt. Aber das wird er schon.
      Übrigens, ein H-Boot ist spitze. Es ist sportlich und trotzdem leicht (auch allein) zu händeln, es ist sicher, weil der MAst bei zuviel Wind oben aufdreht, und somit der Druck nachläßt, und es ist unkompliziert und ermöglicht doch auch ein Wohnen unter Deck. Wir hätten auch ein H-Boot oder Folkeboot, für den Bodensee.
      ICh wünsch Dir ganz viel Spaß ....
      ... und vielleicht kann Dir der eine oder andere Post auf meinem Blog ja noch nutzbaren Input bringen.

      lg ulli

      Löschen
  6. Leider sind, qua Partnerwechsel, meine Seglerinnenzeiten vorbei - das EINZIGE, was ich heute vermisse an der Ex-Beziehung. Und Du sprichst mir mit vielem aus der Seele!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Segelzeiten lassen sich doch wieder aktivieren??? Vielleicht in einem Segelclub? Toll finde ich auch den Seglerinnenverein. Vielleicht gibt es da eine Gruppe in Deiner Nähe ... http://www.seglerinnen.de

      Alles Gute und viele Grüße
      Ulli

      Löschen
  7. Hallo liebe Ulli,

    wie immer auf den Punkt gebracht. Vor allem das hier:

    Und Jungs .... nehmt uns nicht immer gleich alles aus der Hand! Und wisst nicht immer alles besser! Natürlich könnten wir ein Zehntel Knoten schneller segeln, natürlich könnten wir die Schot noch drei Zentimeter dichter holen, natürlich könnten wir uns sportlicher raus hängen .... Wir wollen aber nicht!!!
    Punkt !

    ;O))

    Ich hoffe wir sehen uns am Oldtimer-Steg.

    LG Antje

    AntwortenLöschen
  8. Moin,
    habe gerade deinen Blog entdeckt und wühle mich noch durch deine Beiträge.
    (Sehr schön, ich bin begeistert ).
    Die Frage die du in diesem Beitrag stellst finde ich mal so richtig gut.
    He Mädels wo seit ihr. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung
    "Frauen du Gardinen haben an Bord nichts zu suchen" bin ich
    der Meinung "Doch haben Sie".
    Handbreit Thalia



    AntwortenLöschen

Dankeschön für Deinen Kommentar. Ich freu mich sehr, ist eine nette Nachricht doch das Topping der Bloggerei. Sozusagen die Kirsche auf dem Sahnedessert. Ich versuch so schnell wie möglich zu antworten.
Herzliche Grüße
Ulli