Freitag, 17. Januar 2014

Das Allgäu und seine Himmelsrichtungen


Hallo erstmal, Griaß Di, Servus und MoinMoin …

also gestern passierte mal wieder ein geographisches Missverständnis per excellence. Ruf ich doch unbeschwert beim Wasser- und Schifffahrtsamt in Cuxhaven an (wir erinnern uns: Cuxhaven liegt an der Nordsee) und möchte Infos über einen Bootsanlegesteg in der Oste (für die Allgäuer unter uns: Das ist sowas wie die Iller, nur mit Tide). 

Der freundliche Herr (er hieß bestimmt Malte, Sönke oder Klaas) fragte mich ob “Ober”- oder “Unter”-Oste. Ja, sagte ich, oben oder unten, sag ich, weiß ja nicht von wo aus Sie schauen.
Daraufhin klärte mich Wasseramts-Malte-Sönke-Klaas auf, dass das bei ihnen im Norden genauso wäre, wie bei uns. Der Flußsprung wäre oben und die Flußmündung wäre unten.

Na da hab ich Ihn erstmal mit den sprachlichen Feinheiten im Allgäu aufgeklärt .:



Nemen wir an:  Kempten als älteste Stadt Deutschlands und Metropole des Allgäus ist der Mittelpunkt.

Der Iller-Ursprung ist hinter der südlichsten Stadt Deutschlands in Oberstdorf . Das ist oben (da hat Klaas-Sönke-Sven recht), weil nach Oberstdorf (liegt südlich) fährt man “nauf(nauf = nach oben) weil Oberstdorf höher als Kempten liegt.

Allerdings nach Italien (liegt auch südlich) fährt man “nab”. (nab = runter). 

In den Norden nach Ulm zum höchsten Dom der Welt fährt man auch “nab” (liegt tiefer) und ...

nach Cuxhaven – obwohl auch tiefer und im Norden – fährt man “nauf”. Ich kann mich jetzt zwar nicht erinnern, schon mal bewusst gehört zu haben: “Ich fahr nach Cuxhaven nauf”, aber “I fahr nach Hamburg nauf” schon. Ist ja schon bisschen schade, dass die meisten Allgäuer eher in Süden fahren – also nab – und den herrlichen Norden – nauf – nicht so auf dem Bildschirm haben. Aber das nur nebenbei bemerkt.

Nach Füssen zu den Königsschlössern fährt man “num” (num = rüber, nüber, äh hinüber). Weil das liegt östlich, eben dienad (dienad = nebenan).

Lindau liegt westlich, auch dienad, da fährt man aber wieder “nab” weil das liegt tiefer.

Nach München fährt man “nei” (nei = hinein), weil das ist so groß und die Münchner sind ja was ganz besonderes, da ist man als bayrischer Diaspora-Bewohner aus dem Allgäu schon dankbar, wenn man da “nei derf” (nei derf = hinein darf).

Insgesamt muß ich aber noch erwähnen, dass wir Allgäuer sehr aufgeschlossen sind. Denn nicht nur die Münchner sind sprachlich “drinnen”, sozusagen im erlesenen Zirkelkreis der Erdbewohner, auch die Österreicher sind so ein erlesenes Volk, denn die sprechen von uns Deutschen (obwohl direkt an das Allgäu angrenzend) “vo den Dütschen dussa” (von den Deutschen draussen).

Draussen und drinnen gibts für uns Alpenbewohner, von München mal abgesehen, jedenfalls nicht. Bei uns wird keiner ausgeschlossen. Es lebe die offene Sichtweise der Dinge.


… Ach ja … mit Wasserstrassenamts-Klaas-Hauke hat ichs dann am Telefon noch so lustig, dass er sich schon darauf freut, wenn wir mal vorbeisegeln und “MoinMoin” sagen


PS: Da fällt mir doch gerade ein: In die Schweiz fährt man auch “nei”. Also hinein … Ein Schelm der böses dabei vermutet …





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