Sonntag, 4. Mai 2014

Alles außer Peanuts: Glanz & Gloria und etwas Segelsport

Griaß di, Servus und Moin, Moin

Die 6m Yacht "Bayern"
heut ist mir nach "altem Kruscht". Schöner alter Kram, heute mal Alt & Wunderbare Geschichte - ein klitzekleines Stückchen Weltgeschichte - knapp zusammengefasst.

Gentleman-Sport

Vor gut 100 Jahren wurden herrliche Segelschiffe gebaut. Gentlemen vertrieben sich die Zeit mit regattieren. Die Welt war noch friedlich und  Frauen brachten Unglück an Bord. So blieb Zeit für Herren-Vergnügungen auf dem Wasser.



Segelsport um die Jahrhundertwende

Der Anfang am Ende des 18. Jahrhunderts

Unser Kaiser Wilhelm (der Letzte) wollte das Ansehen des Deutschen Reiches mehren und eine wichtige politische Größe unter den Weltmächten sein. Krieg lag ihm fern, aber das Siegen, ja das Siegen das war das Ding, von dem alten Willi. Und segeln - dieser Herrensport mit maritimer Symbolik - das bot sich direkt an.


Meteor IV von Kaiser Wilhelm
So kaufte Kaisers Wilhelm II 1892 einen gebrauchten Americas-Cupper, die Meteor I. Der Americas Cup war DIE Segelregatta zwischen England und America. Willi, unser Kaiser wollte eine ähnlich prestigeträchtige Sportveranstaltung innerhalb Europas ins Leben rufen und schmiss seinem Onkel Edward, dem schöngeistigen Lebemann und König von England, den seglerischen Fehdehandschuh hin.

Onkel Eddi nahm an, und sein Rennschoner Britannia segelte bei der Isle of Wight die Meteor I in Grund und Boden.

Neffen können nerven und so ließ Wilhelm eine neue Yacht in Amerika konstruieren und bauen. Mehr Tuch,  mehr Technik, größer und fortschrittlicher ... und der Kaiser siegte.  

Aber so geht das nicht! Der Seefahrerstolz der Briten konnte das nicht ertragen. Eine neue Britannia musste her. Noch größer, noch schöner, noch mehr Tuch ... dada, dada, dada.

Von diesem sportlichen Wettkampf wurden die Amerikaner angelockt. Der "Good Old World" mal zeigen, was Fortschritt und sportliches segeln bedeutet. Die Amis rüsteten bootstechnisch auf. Noch größer, noch schwerer, noch gewaltiger, noch mehr Tuch auf dem Boot  und doch so elegant. Ein Traum von Renn-Schoner. Weiße Wäsche wohin man blickt. Die Westward .... der Wahnsinn, dann noch die Elena, die Lulworth und die Margaritha.

Auch der europäische Geldadel mischte bei diesen schnellen und luxuriösen Yachten mit, und ließen rennen. Sir Lipton (Tee-Importeur) zum Beispiel mit seiner Shamrock I - VI. Und die Krupps, hart wie Stahl, schickten Ihre Germanias ins Rennen. Die Erste Germania schenkte Madame Krupp Ihrem Mann Tuffy zum Geburtstag. So ein 60m Böötle mit 1300 qm Segelfläche, 340t: Man lebt ja sonst so bescheiden. Bis zu 30 Mann Besatzung waren auf der Yacht mit dem Segeln beschäftigt.

Britannia (Photo: The Field)
Größer, schneller, luxuriöser: Glanz & Gloria, fidibum und heissassa. Legendäre Kapitäne und hartgesottene Burschen segelten auf Sieg. (Kapitän Barr sperrte mal alle wohlhabenden Möchtegern-Segler wärend einer Wettfahrt im Salon ein, ...) Nur der Sieg zählt.

Das Ende der Schoner:

Einige dieser segelnden Schönheiten wurden zu Gewehrkugeln geschmolzen, einige wurden zu Kriegsschiffen umgebaut und runtergewirtschaftet. Die Britannia und die Westward wurden mit dem Tod ihrer Besitzer versenkt, nur die Lulworth wurde nach 1945 in eine Fluss gezogen und diente dort originalgetreu bis in die 90er Jahre als Wohnschiff. Dann sollte dieser wunderbare Oldtimer restauriert werden. Die Werft entkernte den Schoner und warf alle Möbel ins Feuer. Alter Kram. ....

Mittlererweile sind Repliken von der Britannia, der Westward (jetzt Eleonora), der Elena und der Germania im Mittelmeer und der Karibik unterwegs.Wer will kann so eine Schönheit des Segelsports für eine Woche mieten. Kostet nur knapp über 50.000 Euro. Dafür dürfen aber 8 Leutchen mit. Essen wird incl. sein. :-)
Eleonora Ex Westward (Magazin)

Ja und wie komm ich jetzt da drauf? Wir sahen die Eleonora ex Westward an der Mole von San Remo liegen. Einfach so, zwischen Supermarkt und Tankstelle. Nette Bootsmänner quatschten mit uns übers segeln allgemein und übers segeln mit so einem Oldtimer im Speziellen. Nett wars. Und das Schwesterschiff, die Elena stand auf dem Trockendock

Die Elena im Trockendeck in San Remo

Eleonora im Hafen von San Remo

Eleonora an der Pier in San Remo

Das klassische Yachtheck der Eleonora


... und wer sich für alte Segelschiffe begeistern kann - kleine und grosse - der wird beim Freundeskreis klassischer Yachten fündig. Eine herrliche Seite zum stöbern ....

Euer Smutje Rosa

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