Freitag, 27. Juni 2014

Warum Segeln faszinierend ist ...

Griaß di, Servus und MoinMoin

Petromax in Schräglage
da fragt mich doch letztens eine eifrige Bolg-Leserin, warum ich so wenig vom segeln schreib, wo das doch anscheinend meine Leidenschaft ist. Und ich stutz, weiß erstmal keine Antwort, und denk mir, dass ja wohl jeder vom Segeln begeistert sein muß, egal ob aktiv oder in Gedanken. Bilder von blauem Meer und weißen Segeln auf chicer Yacht hat ja wohl jeder im Kopf! Oder etwa nicht?  ......

Aber ist damit vielleicht das Gebiet "Segeln" schon erschöpft? Und während ich so nachdenk, stell ich fest, daß ich gar nicht soviele Seglerinnen kenne. Die meisten sind mit ihren Männern auf dem Boot. Also die lieben eher ihre Männer, als das Segeln. Ist auch toll.  :-) Aber gigantisch wirds ja erst, wenn der Traummann der Kapitän ist, und Frau dann Steuerfrau, Smutje und Chef vom Kapitän :-)). Und wenn das Wackeln des Bootes in Fleisch und Blut übergeht und das Schiff als Insel wahrgenommen wird. ....



Lange Einleitung, kurzer Sinn ....

8 Gründe warum das Segeln fasziniert:


 Segeln ist vielseitig! Immer


Die erste Vielseitigkeit ergibt sich schon alleine durch den Bootstyp (nur eine grobe Aufstellung, es gibt viele Nuancen dazwischen):
  • Segeln in einer Jolle: klein, leicht transportfähig, Reaktion des Bootes folg unmittelbar auf die Aktion des Skippers, wackelig, von unten gern naß, sportlich, kann umfallen (kentern)
  • Segeln auf dem Dickschiff: Wie der Name schon sagt, ist das Boot mittig dick, damit man wohlig drinnen schlafen kann, eher behäbig, schaukelt, verzeiht Segelfehler, weiter vom Wasser weg
  • Segeln auf einem Dünnschiff: Den Namen gibt es nicht wirklich. Gemeint sind die schmalen langen Oldtimerschiffe, die sich im Gegensatz zum Dickschiff mächtig schräg ins Zeug legen.
  • Segeln auf einem Racer: schnell und teuer, sehr sportlich, dynamisch und naß, Segelfehler bedeuten Materialbruch, Teamfähigkeit unabdingbar
Segeln in einem alten Beiboot

Segeln im olympischen Finn Dinghi

gemütliches Cruisen in Küstennähe


spanische 4-Mast-Bark
Die zweite Vielseitigkeit ergibt sich aus der Art des Segelns
  • Segeln zum kurzfristigen Relaxen am Abend und am Wochenende
  • Segeln um Urlaube zu verbringen
  • Segeln um zu Reisen und neue Küsten zu entdecken
  • sportliches Regattieren auf einer Jolle, sportlichem Dick- oder Dünnschiff
  • Wohnen auf dem Segelboot mit großem Schwimmteich und manchmal segeln
Bade Segeln mit der Jolle

Regatta segeln bei ziemlich nassem Wetter und 5 Bft.

Die dritte Vielseitigkeit ist die Uhrzeit und der Ort
  • Tag-Segeln von Hafen zu Hafen oder Ankerbucht
  • größere Segelschläge auch durch die Nacht
  • warme, gemäßigte Segelreviere
  • Starkwind-Reviere (Reschensee, Nordsee im Winter, Roaring fourties, ...)
  • Extrem-Regionen


Nachtsegeln im Herbst

entspannt in der Ankerbucht
 Die vierte Vielseitigkeit ergibt sich aus den Drumherum
  • eigenes Boot, das ich selber in Schuß halte mit allen Arbeiten die zum Erhalt dazugehören
  • eigenes Boot, das die Werft betreut, wo eventuell auch ein Kühlschrankservice inbegriffen ist
  • Charterboot für Urlaubs-Törns
Lenksäule verfugen

Und die fünfte Vielseitigkeit ist die Größe & Art der Crew
  • Einhand unterwegs
  • zu Zweit mit dem/der Liebsten, mit Freund/Freundin
  • im Bekanntenkreis / erstmal unter Fremden
  • Mitsegeln bei eingespielten Teams 
Groß und klein mit viel und wenig Matrosen ;-)

Also vielseitiger kenn ich fast keinen anderen Sport! :-)



Segeln ist naturnah! Immer!

Segeln bedeutet mit der Natur und den Gegebenheiten klar kommen. Egal ob Sturm oder Flaute (windstill), Wellen, stechende Sonne oder peitschender Regen oder einfach nur herrliches Altweibersommer-Wetter. Sich auf die Natur einstellen und sich manchmal dabei ganz klein vorkommen. Keine Chance das Ganze abzubrechen. Das ist faszinierend. Und nur wer Wind, Wolken und Welle beobachtet, hat am Schluß das Näschen vorne.

... sich arrangieren mit der Natur

Segeln ist langsam! Fast immer.


Ok, die schnellen Rennkatamarane erreichen Geschwindigkeiten von 48 kn (ca. 80 km/h). (Aber ich geh mal davon aus, dass die Cracks, die diese segeln nicht auf meinem Blog rumstöbern, deshalb lass ich diese Segelwelt einfach mal aus.*grins*) In unserer hektischen Welt, wo Mann/Frau gern mal stolpert, weil das Hamsterrad mal wieder im Vollgas-Modus rennt, ist die gezwungene Langsamkeit eine Wohltat.

Plattbodenschiff und Kutter an der Förde
absolute Flaute ... aber gut Ding will auch Weile haben



Segeln ist romantisch!

Jetzt kommt Jungs und Mädels, schaltet das Kopfkino ein .... Sonnenuntergang, stille Ankerbucht, die weißen Segel allein auf blauem Meer, sanftes Schaukeln, Ruhe, die Musik des Regens auf das Kajütdach, während man mugele warm und trocken in der Koje liegt, der Schein der Petroleumlampe, Frühstück kurz nach Sonnenaufgang, der dampfende Kaffebecher in der Hand, .... HAch, das ist eigendlich mein Lieblingspunkt *smile*
... zu Zweit in den Sonnenuntergang segeln ...



Segeln fördert das Miteinander!

Zuerst einmal sitzen alle im gleichen Boot. Also die, die da sind! Die anderen sitzen woanderst, aber auch da ein paar im Gleichen. Das erfordert Toleranz und Disziplin. Schon manche lebenslange Freundschaften sind auf harten Segeltörn entstanden, und auch manche Freundschaften sind auf leichten Segelreisen zerbrochen. Das "Miteinander", das "Nicht aus können" und der "enge Platz" fordern die Teamfähigkeit heraus. Nicht umsonst heißt es: "Ein Jahr zusammen auf einem Boot zählt soviel wie sieben Ehejahre!"
Gaffel 8er - nur im Team beherrschbar

Segeln bildet Freundschaften!


Wer es an Bord gemeinsam durch dick und dünn geschafft hat, der hält auch über die Segelphase zueinander. Auch beim Regatta segeln trifft man immer auf Gleichgesinnte. Erst wird um den Besten Platz gekämpft, und dann wird gefeiert. Dabei ist es völlig egal, ob man schwerpunktmässig in einer olympischen oder Einheitsklasse oder Just for Fun bei Vereins-, Oldtimer- oder Yardstickregatten teilnimmt. Über Jahre entstehen so Freundschaften von See zu Staustufe zu See und von Meer zu See zu Meer. Auch weit über Grenzen hinweg.

WM in Rio de Janeiro 2004 - Die Freundschaften bestehen immer noch.

Segeln verändert die Perspektive.


Der Mensch ist nur ein ganz, ganz kleines Rädchen im Getriebe der Kugel. Nirgendwo wird man sich dessen mehr bewußt, als nachts auf einem Boot im Atlantik. Da muß noch nicht mal Sturm sein.
Der Mensch ist klein ...


Segeln ist sportlich!


Mal abgesehen vom Segelsport (wer sehen will wie sich olypische Recken wacker auf einem Finn Dinghi halten kann gucken hier >>>), fördert Segeln den Gleichgewichtssinn, baut ganz unaufgeregt die kleinen Quermuskeln auf, damit die Wirbelsäule schön gestützt wird. Segeln bringt Kraft, weil Segel hissen, Persenning aufziehen, Leinen aufschießen, Kochen in Schräglage und alles Leben an Bord, einer fast gymnastischer Einlage gleichkommt.  Im Regelfall ist man auch nach einem herrlichen Segeltag am Abend hundemüde.

Kraft und Balance
10 Minuten Schlaf so zwischendurch

Schlafen in "Hab 8 Stellung"


Gääähhhn, und jetzt ab in die Koje ....

Meine Intention ist Euch vom Segeln zu begeistern. Ich möchte Euch mitnehmen auf das Abenteuer einer Segelreise, Euch die Schönheit und die Vorteile dieses Hobbys zu sehen und Euch letztendlich dazu animieren, vielleicht auch einmal auf einem Boot Abenteuer erleben.

Wenn Ihr Fragen habt, einfach her damit ...






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